Musik Hack Master Plan

All-In-One-Plug-In für einfaches und schnelles Mastering

Autor: Peter Kaminski

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Nicht jede Produktion sieht auch noch Budget für das Mastering vor (leider ...). Das wird dann schnell mal selber vom Mix-Engineer erledigt. Eigentlich keine gute Idee aber so ist nun mal die Realität. Dabei werden dann entweder die On-Board-Mittel der DAW-Software genutzt oder spezialisierte Mastering Plug-Ins. Zur letzten Kategorie gehört das im März 2023 vorgestellte Plug-In "Master Plan" von Musik Hack. Musik Hack ist gegründet worden vom Grammy-nominiertem Engineer Stan Green und dem Komponist und Programmierer Samuel Fischmann.

Voraussetzung und Installation

Master Plan lässt sich sowohl unter Windows 10 und neuer als VST3- und AAX-Plug-In betreiben, als auch unter macOS ab Version 10.11, dann auch als AU-Plug-In.

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Es lässt sich im Installationsvorgang auch eine Demoversion installieren, welche auf zehn Tage beschränkt getestet werden kann.  Die Lizenzierung nach dem Kauf ist einfach. Man muss im Installationsprozess lediglich seine Email eingeben und da war es.

Handhabung

Wenn man unten rechts auf das Zahnrad-Symbol klickt, dann geht der Einstelldialog auf (s. Abb. unten).

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Hier lässt sich das Design umschalten (hell oder dunkel) und die Farbgebung der Beschriftung ändern. Eine wichtige Einstellung ist das Oversampling was sich auf 2-fach, 4-fach oder 8-fach einstellen lässt. Acuh eine GPU-Unterstützung lässt sich aktivieren. Hier ist eine Grafikkarte mit OpenGL-Unterstützung gefragt. Die Einstellungen kann der Anwender auch als Standardeinstellungen speichern, die dann beim nächsten Plug-In-Aufruf wieder geladen werden. Weiter lassen sich über den Einstelldialog Handbuch und Hilfsinformationen ausgegeben und auch ein Hinweis auf eine neue Software-Version wird hier gegeben. Wenn eine neue Software-Version vorhanden ist kann auch hier direkt ein Download gestartet werden.

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Nun zur eigentlichen Bedienoberfläche des PLug-Ins. Oben befinden sich zwei Regler zum Fein-Tuning des Ein- und Ausgangspegels (Regelbereich jeweils 12 dB) sowie Taster für Plug-In-Bypass und der Unity-Funktion, die ein Klangvergleich bei unveränderter Lautheit ermöglicht und so zum Beispiel Klangartefakte und Effekte durch die Bearbeitung einfacher hörbar macht.

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Unter dem Ausgangspegelregler befindet sich ein virtueller Schiebeschalter, mit dem eine Monitoring-Simulation möglich ist. Hier kann man zum Beispiel NS-10-Boxen oder Mobiltelefon-Wiedergabe simulieren oder auch auf Mono schalten. Simuliert wird dabei der Übertragung sbereich, bzw. Frequenzgang - also nicht das dynamische Verhalten. Es gibt auch noch eine Schalterstellung "Band". Hier wird über ein Hoch- und Tiefpass um sich gezielt das Mid-Band anhören zu können.

Es gibt weiter ein Filter, bei dem man über zwei Regler +/-6 dB Gain für Low/High-Bänder einstellen kann. Das Low-Filter ist ein Minimum-Phase-Shelving-Filter mit ca. 150 Hz Filterfrequenz. Das High-Filter ist schon etwas spezieller und ist inspiriert von dem "Air Band" der Mäag EQs. Mit dem Regler "Loud" wird die Lautheitsanhebung eingestellt und mit dem Wide-Regler lässt sich die Stereo-Basisbreite auf bis zu Faktor zwei vergrößern.

Unter den Regler befinden sich sechs zuschaltbare Funktionen, bis auf eine Ausnahme auch mit einem kleinen Einstellregler, wenn die Funktion aktiviert ist. Mit "Thick" wird eine leichte analoge Sättigung aktiviert. Mit "Clean" erfolgt eine Bereinigung der tiefen Frequenzkomponenten. Über "Multi" lässt sich ein Dreiband-Multiband-Kompressor zuschalten. Die Gain Reduction für jedes Band kann der Anwender im Bereich von bis zu 6 dB angleichen. Mit "Smooth" wird etwas mehr Dynamik produziert und es erfolgt auch eine klangliche Optimierung. Über "Calm" lässt sich eine ggf. vorhandene Schärfe in den Höhen reduzieren. Dieser Effekt lässt sich über den Schalter "2x" noch verstärken. Auch eine Bandsimulation mit all seinen Effekten wie Bandsättigung und Hysterese kann man zuschalten und in der Stärke regeln.

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Ganz kann  der Anwender die Größe des Plug-Ins in vier Größen einstellen und es werden aktuelle Pegelwerte angezeigt und zwar für LUFS-I (Loudness Unit Full Scale integriert), LUFS-S (kurzzeitig, 3 Sekunden), Spitzenpegel sowie über Crest die Differenz zwischen Spitzenwert und LUFS-S, alle Angaben in dB.   

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Das Plug-In bietet auch einige Presets an. Neben Quick Master und True Peak Quick Master gibt es drei Kategorien mit verschiedenen Presets (s. Abb. oben).

Praxis

Getestet haben wir Master Plan in Nuendo 12 unter Window 10. Das Plug-In ist relativ moderat was die Resourcen-Nutzung angeht. Selbst bei 8-fachem Oversampling ist die CPU-Load auf einem modernen DAW-Rechner sehr zurückhaltend. Daher besteht eigentlich kaum Bedarf nach der in der neuesten Version angebotenen GPU-Unterstützung.

Für ein All-In-One-Mastering-Plug-In ist das Ergebnis durchaus sehr brauchbar, besonders wenn man den relativ geringen Aufwand berücksichtigt. Natürlich kann man mit einem richtigen Mastering noch etwas mehr herausholen, weil man Bearbeitungswerkzeuge individuell nach den Bedürfnissen auswählen kann.  Ein Lautheitsgewinn lässt sich mit Master Plan relativ leicht erzielen. Eine wichtige Funktion bei der Beurteilung des Klangergebnisses ist über die Lautheitsnormalisierung mittels Unity gegeben. Eigentlich ein Muss für alle Plug-Ins die im Mastering eingesetzt werden.

Aber auch in einer Summe kann man das Plug-In zur Optimierung einsetzen. Eine Mehrfachnutzung an verschiedenen Stellen in einer Produktion ist aber nicht zu empfehlen. Im Masterbus sollten alle anderen Dynamik-bearbeitenden Werkzeuge deaktiviert werden. Unter Umständen arbeiten sonst Master Plan und andere Werkzeuge gegeneinander und die Gefahr von Artefakten ist dann deutlich größer.

Eigentlich bin ich kein Freund von absoluten Produkt-Vergleichen, aber wir wollen es hier einmal ansatzweise wagen. Im Verhältnis zum dem so beliebten Plug-In "God Particle" schlägt sich der Neuling Master Plan sehr überzeugend und das sowohl klanglich als auch bei dem erzielten Lautheitsgewinn. Master Plan arbeitet relativ Artefakte-frei. Am Ende der Signalkette wirkt bei Master Plan auf jeden Fall auch noch ein Limiter, auch wenn das so auf der Oberfläche nicht visualisiert wird. Der Anwender hat hier aber lediglich über den Output-Regler die Einflussnahme auf den maximalen Ausgangspegel, auf den der Limiter begrenzt.  

Gewünscht hätte ich mit statt der Mono- und Dim-Position des Schiebereglers einen dedizierten Mono- und Dim-Taster. In wieweit die Monitorsimulation für einen hilfreich ist muss wohl jeder selber entscheiden. Insgesamt lassen sich die Parameter auch durch die vorgesehenen beschränkten Regelbereiche sehr feinfühlig und exakt einstellen. Das ist leider nicht bei allen Mastering-Plug-Ins der Fall. Auch bleibt nach dem Processing mit Master Plan die Integrität des Materials erhalten. Regel-Artefakte sind bei normalen Einstellungen nicht hörbar und auch die Monokompatibilität bleibt weitgehend erhalten.

Natürlich kann das Plug-In kein Mastering mit einem erfahrenen Mastering Engineer ersetzen der für ein Album ein Arbeitstag oder mehr für die Optimierung benötigt. Aber für viele Anwendungen, wo das Anforderungsprofil nicht so hoch ist, kommt man mit Master Plan durchaus zurecht. Eine Gefahr ist aber prinzipiell immer da und zwar wenn der Mixing Engineer auch das Mastering übernimmt. Da fehlt dann manchmal der nötige Abstand für das Controlling des Geschaffenen - also weniger ein technisches Problem das Master Plan betrifft.

Fazit

Der Preis für Master Plan von Musik Hack liegt bei 75 US$ für ein Jahr oder fünf Monate jeweisl 35 US$ für eine zeitlich unbegrenzte Nutzung. Der Preis ist für das was das Plug-In leistet akzeptabel. Ansprechen wird es sicherlich Mix-Ingenieure die mal schnell ein "gemastertes" Demo erstellen müssen oder Produktionen wo einfach aus Budget-Gründen kein Mastering vorgesehen ist. Für diese Zielgruppen kann man Master Plan von Musik Hack durchaus empfehlen. Die Resultate sind für ein All-In-One-Mastering-Plug-In absolut brauchbar und Master Plan kann auch im Vergleich zu Mitbewerbern mithalten und mehr und ist konkurrenzfähig.

www.musikhack.com