Arturia MiniFuse USB-Audio-Interfaces

Autor: Erol Ergün | Fotos: Erol Ergün

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Mit dem MiniFuse 4 erweitert das französische Unternehmen Arturia seine Reihe von kompakten USB-Audiointerfaces für Windows- und Apple-Betriebssysteme. Alle Varianten der MiniFuse-Produktfamilie besitzen einen identischen Aufbau von AD/DA-Wandlern mit bis zu 192 kHz Samplerate und Auflösung von 24 Bit sowie Preamps mit bis zu 56 dB Verstärkung.

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Die verschiedenen Modelle unterscheiden sich lediglich in Bezug auf die Anzahl von Ein- und Ausgängen. Darüber hinaus sind aktuell alle Varianten sowohl in Schwarz als auch in Weiss erhältlich. Im Test beziehen wir uns deshalb auf das MiniFuse 4 mit vier Eingängen. Bezüglich Anschluss, Software- und Klangverhalten lässt sich Gesagtes auch auf die kleineren Varianten MiniFuse 2 mit zwei Eingängen und MiniFuse 1 mit lediglich einem Eingang übertragen.

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Konzept und Technik

Das Arturia MiniFuse 4 besitzt ein robustes Design mit einer geringen Tiefe, das sich aufgrund des Gewichts von rund 600 Gramm gut für den mobilen Einsatz eignet und neben der Audioverwaltung von gleichzeitig vier Ein- und Ausgangssignalen auch als MIDI-Interface eingesetzt werden kann. Das kompakte Gehäuse mit den Maßen 250 mm x 85 mm x 430 mm ist aus Aluminium gefertigt und verfügt neben präzisen Reglern aus Kunststoff über solide Anschlüsse aus Metall. Die AD/DA-Wandler unterstützen Wortbreiten bis zu 24 Bit und die Sampleraten 44.1 kHz, 48 kHz, 88.2 kHz, 96 kHz, 176.4 kHz sowie 192 kHz. Im Lieferumfang enthalten ist neben einem USB-C auf USB-A-Kabel und im Unterschied zu MiniFuse 1 und 2 ein externes 100/240-Volt-Netzteil inklusive diverser Netzteil-Adapter.

Anschlüsse

Frontseitig links verfügt das Gerät über zwei Combo-XLR-Eingänge, die sowohl Mikrofon- als auch Line-Level-Signale verarbeiten können. Die Eingänge sind auch mit einer zuschaltbaren 48-Volt-Phantomspeisung ausgestattet, was es ermöglicht, auch Großmembran-Kondensatormikrofone anzuschließen. Die vier Line- und Instrumenteneingänge besitzen einen Dynamikumfang von 114 dB typisch (A-bewertet) mit einer Pegelverstärkung von maximal 56 dB. Der maximale Eingangspegel für beide Mikrofoneingänge beträgt +9 dBu mit einem Dynamikumfang von 112 dB typisch (A-bewertet)

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Die Pegelanzeige für alle vier Ausgänge ist mit sechs LED-Paaren mittig im Gehäuse integriert. Rechts daneben befinden sich der Masterpegel-Regler sowie zwei unabhängig voneinander regelbare Kopfhörerausgänge, in Form von symmetrisch ausgelegten 6,3 mm-Klinkenbuchsen mit einem Dynamikumfang von 101 dB (A-bewertet) und maximalem Ausgangspegel von 11 dBu. Unterschied zum MiniFuse 1 und 2 ist, dass dort nur ein Kopfhörerausgang vorhanden ist.

Rückseitig werden vier Line-Ausgänge sowie zwei Line-Eingänge in Form von symmetrisch ausgelegten 6,3 mm-Klinkenbuchsen geboten. Darüber hinaus befinden sich rechtsseitig ein MIDI-I/O-Anschluss sowie neben einem USB-A-Hub zur Versorgung von Controllern mit maximal 250 mA ein USB-C-Anschluss für den Anschluss an ein Windows- oder Applesystem.

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Software-Paket

Für das MiniFuse 4 steht nach Registrierung auf der Arturia-Website ein umfangreiches Software-Paket in der jeweiligen Vollversion zum Download für Windows- und macOS-Systeme bereit, auf das wir jedoch im Test nicht weiter eingehen:

  • Arturia Audio-Effekte Kompressor Pre 1973, Reverb PLATE-140, Delay TAPE-201 sowie Chorus JUN-6,
  • Arturia Analog Lab Intro mit einer Auswahl von Instrumenten und Sounds diverser Keyboards- und Synthesizer-Vorbilder,
  • DAW Ableton Live Lite,
  • Native Instruments Guitar Rig 6 LE,
  • dreimonatiges kostenloses Abonnement für die Online-Sample-Bibliothek Splice und das Voice-Tuning-Plug-In Auto-Tune Unlimited.

Praxis

Auch ohne Treiberinstallation ließ sich das MiniFuse 4-Testgerät problemlos regelkonform auf unserem Windows 10-Testsystem mit der Steinberg DAW Nuendo 12 in Betrieb nehmen. Nach der Installation des Arturia-Treibers wurde das Testgerät zunächst nicht korrekt erkannt. Dank des schnellen und kompetenten Support des deutschen Vertriebs Tomeso und Arturia konnte jedoch das Problem in Form eines Kompatibilitätsproblems unserer Workstation kurzfristig behoben werden.

Control out

Das Routing, spezielle Pegeleinstellungen sowie Latenzwert-Einstellungen ließen sich sodann bequem über das online herunterladbare MiniFuse Control Center vornehmen. Diese App gefällt durch durchdachte Details wie flexible Darstellungsgrößen für den Einsatz auf Notebooks oder einstellbare Schwellenwerte für Übersteuerungsanzeigen. Schade, dass sich individuelle Einstellungen nicht als Preset abspeichern lassen. Darüber hinaus sind hier auch etwaige Firmware-Updates durchführbar.

firmware

Während der Testphase überzeugte das MiniFuse 4 mit erfreulich niedrigen Latenzen mit ASIO-Puffergrößen von bemerkenswerten 8 bis 2048 Samples (Einstellung bei 48 kHz/24 Bit) und die angenehm schlichte Bedienung wie zum Beispiel die Pegeleinstellung unseres Mikrofon-Setups. Clever: beide Gain-Regler besitzen eine integrierte LED, die das anliegende Audiosignal anzeigt und bei Übersteuerungen rot leuchtet. So konnten wir auch ohne Blick auf die Control Center-App Eingangspegel zügig einstellen.

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Insbesondere die Loopback-Funktion des MiniFuse 4 erwies sich als überaus praktisch für Podcasts, mit der sich Audio-Streams von anderen Applikationen wie Teams, Skype oder Zoom als separates Audiosignal unabhängig vom Mikrofonsignal in der DAW aufzeichnen ließen. Das klappte im Test reibungslos: einfach Audio-Stream-App den Loopback-Audioausgang in den Windows-Sound-Einstellungen zuweisen, in Nuendo den Loopback-Aufnahmepfad aktivieren und Aufnahmesession starten.

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Des Weiteren wusste auch der USB-Hub zu gefallen sowie der frontseitig rechts außen angebrachte Ein- und Ausschalter, beide in dieser Preisklasse eher selten anzutreffen. Insgesamt ist das Gerät sehr gut verarbeitet und macht einen Road-tauglichen Eindruck, wenn man die Stromversorgung nicht vergisst. Aber angesichts des kompakten Gehäuses lässt sich die Mitnahme des externen Netzteils wohl verschmerzen.

Positiv überraschte ein über alle Abtastraten hinweg niedriges Rauschverhalten bei leisen und dynamischen Aufnahmen. Sowohl pegelintensive synthetische Bässe als auch lebhafte Sprachaufnahmen wurden präsent und ausgewogen, sowohl am Monitorausgang als auch über den Kopfhöreranschluss, in ausreichender Pegelstärke wiedergegeben.

Fazit

Insgesamt ist das Arturia Minifuse 4 ein flexibles USB-Audiointerface, das sich ideal für Musiker und Media-Produzenten mit schmalem Budget eignet; und dass ohne qualitative Abstriche in Bezug auf Verarbeitung und Klangqualität machen zu müssen. Das für den mobilen Einsatz geeignete Audiointerface bietet eine adäquate Anzahl von Anschlüssen und Dank der schlichten, aber flexibel einstellbaren Control App, vielfältige Funktionen für hochwertige Stereo-Aufnahmen, Podcast-Mitschnitte und MIDI-lastige Setups mit Controller-Anbindung. Darüber hinaus glänzt das MiniFuse 4 mit einer hohen Audioqualität und sehr niedrigem Eigenrauschen von weniger als -120 dBu sowie geringen Latenzen.

Auch ohne Blick auf das, übrigens in Deutsch herunterladbare, Manual und mit Hilfe der cleveren Integration der LED-Pegelanzeigen im Gain-Regler ist das Minifuse 4 sofort auf Windows- als auch auf Applesystemen bedienbar. Die mitgelieferte Software-Suite ist kein Demo-Paket, sondern erleichtert als Vollversion das Aufnehmen und Bearbeiten von Audiomaterial insbesondere für Einsteiger, die bisher keine eigene DAW mit Plug-Ins auf ihrem System nutzen.

Der Preis für das MiniFuse 4 USB beträgt ca. 215 Euro, für das MiniFuse 2 USB ca. 135 Euro und für das MiniFuse 1 USB knapp unter 100 Euro. Arturia gewährt zudem bemerkenswerte fünf Jahre Garantie auf alle MiniFuse-Modelle. Wer auf der Suche nach einem hochwertigen Audio-Interface mit durchdachter Software-Integration und sehr gutem Preis-/Leistungsverhältnis ist, der sollte das Arturia Minifuse 4 und seine kleineren Geschwister auf jeden Fall in Betracht ziehen.

www.arturia.com
www.tomeso.de